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wohlhabende Bevölkerung nicht geflüchtet war) das Joch der Aufständischen in banger Erwartung des ausbrechenden Terrorismus ertrug und in der Pirnaischen Vorstadt die Hinneigung zur Regierung sich höchstens durch passive Unthätigkeit darthat. – Was endlich die Umgegend betrifft, so war diese, wie ziemlich das gesammte übrige Königreich, fast ganz in der Gewalt der Insurgenten.

Fragt man nun nach dem Plan, welchen diese letzteren zu befolgen gedachten, so mag, wenn auch nicht schriftlich ausgearbeitet und in dienstmäßig aufgestellten Befehlen erlassen, dieser Plan doch im Allgemeinen folgender gewesen sein.

Zunächst hofften die Führer des Aufstandes, besonders nach den letzten Vorgängen am Zeughause, und nach der von Seiten der Militairbehörde am vorigen Tage dargelegten Unentschiedenheit und Unthätigkeit, wohl darauf, daß die Verführungsversuche bei den Truppen immer mehr Eingang finden, dieselben nur schwachen und unzusammenhängenden Widerstand leisten und so die Streitkräfte der Regierung allmählig sich zerbröckeln würden. Für den Fall, daß dennoch Truppenmassen zum Angriff vorgehen würden, verließ man sich auf die starken, in der That uneinnehmbar scheinenden Stellungen, an denen die letzte Kraft des Militairs sich brechen müsse, so daß die damit verbundenen blutigen Verluste und die daraus folgende Entmuthigung, Erschöpfung und Abspannung, den Abzug, die Auflösung, wo nicht gar den Abfall der Truppen und somit den Sieg der Empörung, die Konsolidirung der Republik, unausbleiblich nach sich ziehen müsse.

Der Erfolg bewies hier von neuem den Satz, daß, so wenig allerdings einerseits ein ängstlicher Mangel an Zuversicht jemals zu großen Resultaten im Kriege führt, eben so verderblich aber andererseits auch eine übermüthige Selbst-Ueberschätzung und eine Geringschätzung

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Friedrich von Waldersee: Der Kampf in Dresden im Mai 1849. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_in_Dresden_im_Mai_1849.pdf/93&oldid=- (Version vom 31.7.2018)