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verhalten als wären wir in Ihrer Gewalt. Ich glaube Sie zu kennen. Sie würden niemals abdrücken. Und die Giftpfeile sind nur hübsch erfunden. Ich ahnte, daß Sie die Jacht gemietet hätten. Tallien erzählte uns heute früh von einem Amerikaner. Ich wollte diesen mir gern ansehen, außerdem aber auch feststellen, wo die Spangenschuhe geblieben sind. Der Dieb waren Sie, nicht wahr?“

„Ja, Master Harst.“ Ein überlegener Hohn tränkte diese Antwort.

„Weshalb haben Sie sich als Dieb hier eingeschlichen?“

„Weil ich meine Requisiten zum Verkleiden brauchte. Außerdem wollte ich den einen Spangenschuh so verwenden, wie ich es dann auch getan habe.“

„Bei Albemarle?“

„Ja.“

„Sie geben zu, den Lord ermordet zu haben?“

„Wer sonst, Master Harst?“

Harald schaute sie fest an. „Sie lügen, Mylady. Mich täuschen Sie nicht. Sie haben Albemarle nicht auf dem Gewissen. Ich bin mir über den Zweck des gefährlichen Spiels, das Sie hier treiben, noch nicht klar. Aber ich werde dieses Spiel aufdecken.“

Jetzt lachte Anna Broog ironisch auf.

„Aha – der berühmte Harst wittert ein großartiges Problem! Die Sachlage ist ihm zu einfach!“

„Da haben Sie ganz recht. Die Diamanten habe ich nämlich mitberücksichtigt.“

„Diamanten?!“ – Man merkte, daß Lady Broog von den Steinen keine Ahnung hatte.

„Ach so – meinte sie dann schnell. „Die Diamanten! Die sind für mich sehr nebensächlich.“

Harald lachte jetzt ehrlich erheitert und sagte darauf kopfschüttelnd:

„Mylady, Sie vergessen, wer Ihnen gegenüber sitzt. Wann wollen Sie in See gehen?“

„Morgen früh.“

„Das genügt mir. Ich meine, die Zeit genügt mir.“

Er wollte aufstehen.

„Sitzen bleiben!“ zischte das tolle Weib. Gleichzeitig ein schwacher, ganz schwacher Knall, und hinter Harst zersplitterte ein an der Wand hängender Spiegel.

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Walther Kabel: Der Piratenschoner. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1921, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Piratenschoner.pdf/52&oldid=- (Version vom 31.7.2018)