Seite:Der Ritualmord vor den Gerichtshöfen (1902).djvu/34

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Stimmung zu versetzen, damit sie dem Herrn, wie sie sagten, in Freude dienen konnten. Trotzdem die Neuchassidäer von den Talmudisten mit dem Banne belegt, ihre Schriften öffentlich verbrannt wurden, soll ihre Sekte immerhin im Jahre 1900 noch etwa einmalhunderttausend Mitglieder gezählt haben.

Kinder der neuesten Zeit sind die Sekten, wenn man sie so bezeichnen darf, der Altgläubigen und Neugläubigen, auch altmodische und neumodische Juden, Orthodoxe und Reformjuden genannt. Jede dieser Sekten hat ihre eigenen Rabbiner, sowie ihre eigenen Synagogen, die sich schon im Äußeren wie im Inneren voneinander unterscheiden. Die Reformjuden haben deutsche Gebete, deutsche Lieder, deutsche Predigt bei ihrem Gottesdienste eingeführt und gebrauchen dabei die Orgel. Auch findet man bei ihnen die Konfirmation der Knaben und Mädchen, die in das reifere Alter getreten sind, wie bei den Protestanten. Schon öfter habe ich auch von orthodoxen Juden selbst gehört, daß man bei ihnen die altmodischen Juden katholische, die neumodischen dagegen protestantische Juden nennt.

Ich glaube, hiermit ein vollständiges Verzeichnis aller jüdischen Sekten aufgestellt zu haben, die im Laufe der Zeit unter den Juden entstanden sind, abgesehen vielleicht von einigen kleineren Genossenschaften, die sich von den einzelnen Sekten abgezweigt haben, ohne daß sie jedoch eine besondere Bedeutung erlangen konnten. Welche von diesen Sekten soll nun diejenige sein, bei welcher der Ritualmord als eine geheime Lehre in Übung ist?

Sind es vielleicht die Samariter? Das hat noch kein Mensch behauptet, ja nicht einmal der leiseste Verdacht ist in dieser Hinsicht gegen die kleine Sekte jemals geäußert worden.

Waren es vielleicht die Pharisäer oder Sadducäer, Chassidäer oder Naziräer oder Essäer, welche nach einer geheimen Lehre jährlich einen Griechen gemästet und rituell abgeschlachtet haben? Das wird ein vernünftiger Mensch ebensowenig glauben, wie er an die Geheimlehre von der göttlichen Verehrung des Esels im Tempel von Jerusalem glaubt.

Als Nachfolger der Pharisäer kann man die Juden bezeichnen, welche Anhänger des Talmud sind. Ist bei diesen vielleicht der Ritualmord nach einer Geheimlehre im Gebrauch? Dr. Rohling und

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Frank: Nachträge zu „Der Ritualmord vor den Gerichtshöfen der Wahrheit und Gerechtigkeit“. Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz Buch- und Kunstdruckerei A.-G. München-Regensburg, Regensburg 1902, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Ritualmord_vor_den_Gerichtsh%C3%B6fen_(1902).djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)