Seite:Der Ruhm, welchen man Leipzig beyleget, daß es kluge Kinder habe (1714).djvu/2

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Leipzig, die berühmte Stadt ist vom Himmel so gesegnet,
Daß ihr manches Glücke blüht, welches andern nicht begegnet.
Seht die Menge der Gelehrten, seht die edle Kauffmanschafft,
Seht die Höflichkeit der Sitten, und der Minen stille Krafft.

Was man sonst nur eintzeln findt von Gemüths- und Glückes-Gaben,
Dieses alles wird man hier auf einmahl beysammen haben.
Unter so viel schönen Sachen findet auch dasselbe statt,
Daß gewiß vor vielen andern Leipzig kluge Kinder hat.

Höre man bißweilen nur auch die Büfgen von zehn Jahren,
Diese thun, als hätten sie alles in der Welt erfahren:
Was sie reden, was sie schliessen, machen sie vielmahl so gut,
Als wol nicht an andern Orten ein erwachsner Kerle thut.

Ob der aufgeweckte Sinn nicht bißweilen etwas liebet,
Da der schnöde Mißbrauch sich mehrmahls zu erkennen giebet,
Davon ist nicht zu gedencken; denn wo trifft man Felder an,
Da sich nicht ein Theil vom Unkraut in den Weitzen flechten kan?

Also saget auch niemand, daß bey den belobten Linden,
Gar kein ungeschickter Kopf sich mit unter solte finden.
Denn wo ist auf dieser Erden wol ein Ort und eine Stadt,
Da man lauter kluge Menschen und nicht auch was tummes hat?