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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

So näherte sich der stille Zug langsam dem Kohlacker, zwischen dessen gelben Köpfen die Hasenspuren kreuz und quer liefen. Und des Oberförsters Brauen zogen sich[1] noch finsterer zusammen, als er dann den in der Schlinge gefangenen Krummen zu Gesicht bekam, der beim Anblick der Menschen noch verzweifeltere Anstrengungen machte, sich loszureißen.

„Was soll das?!“ fuhr er Jaworski wütend an, und wies auf den in seiner Angst sich wie toll gebärdenden Hasen hin. „Was soll das? Wollen Sie mir jetzt etwa noch immer erzählen, daß die Schlingen einen anderen Zweck haben?! Sie sind überführt, vollkommen überführt!“ Dann wandte er sich Markdorf zu, der mit verlegenem Gesicht dabeistand.

„Nun, hier sehen Sie ja jetzt die – Unschuld Ihres Herrn Schwiegervaters klar erwiesen! Oder genügt Ihnen auch dies noch nicht?!“

„Gewiß genügt das meinem Schwiegersohn, Herr Oberförster!“ sagte der Alte da mit todernster Miene. „Oder besser – meine Erklärung wird ihn ebenso zufriedenstellen, wie auch Sie, hochgeehrter Herr Oberförster. Denn sehen Sie, Herr Oberförster, ich baue nun schon lange Jahre Kohl als Viehfutter, muß ihn bauen. Und regelmäßig frißt mir auch das verdammte Viehzeug, die Hasen, die aus dem königlichen Forst kommen, die Hälfte auf. Da konnte ich mir eben nicht anders helfen, Herr Oberförster.“

Der Oberförster war sprachlos, einfach sprachlos, fand nicht sofort eine Erwiderung auf diese bodenlos freche Antwort. Doch ehe er sich noch sammeln konnte, hatte Jaworski schon den sich wütend sträubenden und ängstlich quäkenden Hasen gepackt und aus der Schlinge befreit, steckte ihn jetzt, trotz aller Gegenwehr mit dem Kopf zwischen die Beine, zog mit der Rechten schnell die Hundepeitsche aus der Tasche hervor und verbläute dem armen Krummen damit kräftig das Hinterteil. Dann gab er ihn frei, und wie von Furien gehetzt, raste das Vieh über das Feld in den Wald hinein.

Ruhig wickelte der Alte darauf seine Peitsche wieder


  1. Vorlage: sichn
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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)