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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

einer tiefen Verbeugung den altmodischen Zylinder, dienerte immer wieder und erstarb förmlich in Hochachtung vor dem seltenen Besuch. Aber in dieser ganzen Begrüßung lag doch offenbar eine beabsichtigte Übertreibung, die allerdings Fritz Haase entging. Im Gegenteil – der Oberförster deutete dieses Benehmen nur für ängstliches Schuldbewußtsein, glaubte auch, daß der sonntägliche Anzug des Alten nur darauf berechnet war, ihn milder zu stimmen. Sein Gegengruß fiel daher noch ablehnender aus, als er sich’s vorgenommen hatte. Und auch Markdorf und dem jungen Mädchen nickte er nur hochmütig zu.

„Herr Oberförster werden vielleicht die Güte haben, sich mit uns auf das Kohlfeld hinauszubemühen,“ sagte Jaworski jetzt mit einer neuen Verbeugung fast bis zur Erde herab. „Nur dort kann ich dem Herrn Oberförster den Beweis liefern, daß ich kein Wilddieb bin. Es sind auch kaum ein paar hundert Schritte bis dahin.“

„Gut – gehen wir,“ meinte Fritz Haase kurz.

Kasimir Jaworski tappte dann voran durch den tiefen Schnee. Hinterher kamen die drei anderen – schweigend, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Der Oberförster schaute sich mit überlegenem Lächeln die etwas gekrümmte Gestalt des Besitzers an. „Ich werde mir von Dir jedenfalls trotz Deiner Katzbuckeleien, keinen Dunst vormachen lassen[1], alter Freund,“ dachte er schlechtgelaunt und pfiff ingrimmig durch die Zähne. Seine Stimmung war heute noch weniger rosig als sonst. Denn vor einer Stunde hatte ihm Markdorf durch einen der Forstlehrlinge ein Urlaubsgesuch zur Weitergabe an die Regierung zugeschickt, und er glaubte in diesem Gesuch, daß doch nur die Antwort auf den gestrigen Anpfiff bedeuten sollte, eine ganz unverschämte, unverfrorene Auflehnung gegen seine Person erblicken zu müssen. – Der Förster selbst schritt auch mit recht unbehaglichen Gefühlen neben Maria her. Ihm ahnte Böses, da er seinen Schwiegervater zu gut kannte, um diese kriecherische Unterwürfigkeit Jaworskis für echt zu halten.


  1. Vorlage: lasse
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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)