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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

blickte erst eine Weile, ängstlich forschend, zu dem Vater hinüber, bevor sie sich zu ihm gesellte. Sie vermochte sich seine vertrauensvolle Ruhe nicht zu erklären, fürchtete vielmehr, daß aus dieser Begegnung für ihren Verlobten doch noch irgendwelche Unannehmlichkeiten entstehen könnten, besonders da sowohl Markdorf wie sie selbst den Alten genug mit Fragen bestürmt, aber keinerlei befriedigende Antwort erhalten hatten, die ihnen über sein Vorhaben irgendeinen Aufschluß gab.

„Nun, meine Tochter, jetzt kann die Geschichte losgehen. Ich sehe den hohen Herrn da hinten schon auftauchen,“ meinte Kasimir Jaworski, ihr übermütig zunickend, wobei sein Gesicht nur so strahlte von durchtriebener Spitzbüberei.

„Ach, Vater, wenn es Dir nur gelingen möchte, den Herrn Oberförster von Deiner Unschuld zu überzeugen,“ sagte sie kleinlaut und schaute ihn wieder so prüfend an.

„Keine Sorge, Kind, die Sache klappt bis jetzt vorzüglich. Ich habe schon nachgesehen – zwischen den Kohlköpfen zappelt wirklich ein armes Häschen, wird von einer der Schlingen am linken Hinterlauf schön festgehalten. Doch bevor ich’s vergesse, hole mir noch schnell die Hundepeitsche. Sie hängt neben meiner Flinte an der Wand, aber beeile Dich, Kind. Denn da kommt auch schon Markdorf. Sind pünktlich, die Herren, sehr pünktlich. Und nachher schließt Du Dich uns ruhig mit an, wenn wir aufs Kohlfeld gehen.“

Der Alte begrüßte seinen Schwiegersohn fast feierlich, drehte sich aber diskret um, als Maria zurückkehrte und ihm die kurze, ledergeflochtene Peitsche gereicht hatte. Unbekümmert um die auf dem Hofe beschäftigten Knechte tauschten die jungen Leute einen langen Kuß aus, und Jaworski benutzte die Gelegenheit, um die Hundepeitsche schnell zusammenzurollen und in die Tasche seines Überziehers zu schieben. Inzwischen hatte auch der Oberförster das Gehöft betreten und schritt langsam auf den ihm von Ansehen wohlbekannten Besitzer zu. Kasimir Jaworski zog mit

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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)