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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

Gefühl, daß er allerdings nach diesem Streiche kaum verdient, läßt mich immer noch versuchen, ihn vor einer näheren Bekanntschaft mit dem Strafrichter zu bewahren. Damit Sie aber Ihr Beamtengewissen beruhigen, lieber Markdorf, schlage ich Ihnen vor, noch heute ein Gesuch um sofortigen Urlaub einzureichen, indem Sie Ihre Verlobung mit Maria anzeigen und zugleich angeben, Sie wollten sich zwecks späterer Übernahme meines Besitztums jetzt schon in den landwirtschaftlichen Betrieb einarbeiten. Sie können ja auch in demselben Schreiben um Ihre Entlassung aus dem Staatsdienste einkommen, – das dürfte wohl das beste sein. Jedenfalls werden wir es aber auf keinen Fall dulden, daß Sie sich noch irgendwelchen Gefahren bei Ihren nächtlichen Streifen nach dem Wildschützen aussetzen. Denn Maria hat recht, Vinzent würde Sie jetzt auch nicht mehr schonen. Und eine heimtückische Kugel aus dem Hinterhalt ist die Sache doch nicht wert. Sie haben mit Ihrer Verlobung andere Pflichten übernommen, die Ihnen höher stehen müssen als alle anderen Bedenken.“

Der junge Förster versuchte noch einige Einwendungen, mußte aber dem inständigen Flehen seiner Braut wohl oder übel nachgeben. Als er sich bald darauf verabschiedete, um noch einen Holztermin in seinem Revier wahrzunehmen, war ihm doch bedeutend leichter ums Herz geworden. Denn dieser Vormittag hatte viel besser geendet, als er es vorher hoffen konnte. –

Es war am nächsten Morgen gegen dreiviertel acht. Kasimir Jaworski stand in seinem nur für festliche Gelegenheiten bestimmten schwarzen Winterüberzieher – mit einem alten fuchsigen Zylinder auf dem Kopf – zwischen den Scheunen und hielt Ausschau nach dem gestrengen Herrn Oberförster, dem er ja heute endlich das Geheimnis seiner „harmlosen“ Schlingenstellerei erklären wollte. Um seinen Mund spielte wieder sein altes, schlaues Lächeln, und dieses Lächeln bedeutete sicherlich für Fritz Haase nicht viel Gutes. Auch Maria erschien jetzt in der Tür des Wohngebäudes und

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)