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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

einer Begünstigung verdächtigte, die Dir ganz ferngelegen hat.“

Maria preßte wie beschwörend die Hand ihres Verlobten.

„Fritz, schau nicht so finster vor Dich bin. – Oder verargst Du es mir wirklich, daß ich nur aus Angst um Dich, bis heute geschwiegen habe?“

Doch Markdorfs zärtlicher Blick und seine herzlich klingende Antwort beruhigten sie schnell.

„Nein, Maria, wie könnte ich Dir zürnen, wo allein die Sorge um mein Wohl Dein und Deines Vaters Verhalten beeinflußt hat! – Ich überlegte nur eben, wie ich diesen gemeingefährlichen Menschen am besten unschädlich machen kann. Denn ungestraft soll ihm auch dieser letzte Streich nicht hingehen. Und Sie, Herr Jaworski, werden jetzt wohl auch nicht mehr wünschen, daß ich noch weiter auf Vinzent Dembinski irgendwelche Rücksicht nehme.“

Der Alte wiegte nachdenklich den grauen Kopf hin und her.

„Lieber Markdorf,“ meinte er dann herzlich, „Sie dürfen es nicht falsch deuten, wenn ich Sie bitte, mir die Ordnung dieser Angelegenheit allein zu überlassen. Sie sollen mit der Lösung zufrieden sein. Ich werde noch heute nachmittag zu meinem Neffen hinübergehen und ihn dazu bewegen, aus der hiesigen Gegend für immer fortzuziehen. Und ich glaube, er wird auf meine Vorschläge eingehen, besonders jetzt, wo ich durch diesen niederträchtigen Brief auf ihn einen gewissen Druck ausüben kann. Ich habe schon lange beabsichtigt, meinem Neffen seine stark verschuldete und ganz heruntergewirtschaftete Besitzung abzukaufen, die sich wie ein Keil in mein Wiesenland da im Norden einschiebt. Biete ich ihm einen anständigen Preis, der ihm trotz der vielen Hypothekenschulden noch einen Überschuß einbringt, so wäre er ja ein Narr, wenn er mein Anerbieten ausschlüge. Ich meine, das ist zweifellos das einfachste Mittel für uns, um den Menschen loszuwerden. Es ist doch nun einmal der Sohn meiner seligen Schwester, und so ein Rest von verwandtschaftlichem

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)