Seite:Der Schlingensteller.pdf/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

ein völlig reines Gewissen hatte und suchte daher einzulenken.

„Zu einer Disziplinaruntersuchung gegen Sie liegt vorläufig auch nicht der geringste Grund vor,“ meinte er daher etwas freundlicher. „Auf derartige anonyme Wische gebe ich sonst gar nichts. Aber der Briefschreiber hier, hat so viele schwerbelastende Momente angeführt, daß ich mir, um auch jede Spur eines Verdachtes von Ihnen fernzuhalten, Aufklärung verschaffen wollte. Sie werden mir auch zugeben, Markdorf, daß die Erwähnung dieses Verlöbnisses im Zusammenhang mit des alten Jaworski Neigung fürs Schlingenstellen mich doch etwas stutzig machen mußte. Und – ohne Ihrem zukünftigen Schwiegervater zu nahe treten zu wollen – ganz reinlich kommt mir diese Sache auf dem Kohlacker da nicht vor. Nun, ich werde ja sehen, wie Jaworski sich morgen aus der Affäre zieht. Sollte sich seine Unschuld herausstellen und außerdem das Landratsamt günstig über ihn berichten, so wäre ich der letzte, der gegen Ihre Verbindung mit der Tochter etwas einzuwenden hat. – So, weiter hätte ich für Sie dann nichts. Und, sorgen Sie mir dafür, daß endlich die Wilddieberei in Ihrem Revier aufhört. Irgendwie wird den frechen Kerlen doch beizukommen sein. – Ist sonst noch Dienstliches zu erledigen?“

„Nein, Herr Oberförster. – Ich wollte nur bitten, ob ich nicht den Brief mitnehmen könnte, der eine so schwere Beleidigung gegen mich als Beamten enthält. Vielleicht gelingt es mir, den Absender zu ermitteln, gegen den ich dann natürlich sofort Strafantrag stellen werde.“

„Meinetwegen – hier ist er. Ich fürchte nur, daß Sie wenig Glück haben werden. Die Handschrift zeigt so gar keine charakteristischen Merkmale, ist eben nur ganz unausgeschrieben. Es müßte denn gerade sein, daß Sie schon eine bestimmte Person im Auge haben, der Sie einen solchen Streich zutrauen. Sehen Sie immerhin zu, was sich in der Sache tun läßt. – Und

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)