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Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96

eben nur aus dem Grunde, weil Sie mir als Schwiegersohn in jeder Weise willkommen sind. Ich knüpfe aber an meine Einwilligung eine Bedingung. Sie wissen vielleicht nicht, daß ich eigentlich ein sehr wohlhabender Mann bin, für die hiesigen Verhältnisse beinahe reich, und meine Besitzung in den letzten Jahren durch Landankäufe ständig vergrößert habe. Wenn ich nun einst die Augen schließe, so würde mein jetzt so schön abgerundetes Gütchen in andere Hände übergehen, falls eben Maria als mein einziges Kind Ihre Frau Försterin wird. Sie begreifen wohl schon, wo ich hinaus will. Hängen Sie also Ihren grünen Rock an den Nagel, und Sie sollen meine Tochter haben, sollen damit zugleich Ihr eigener Herr werden und brauchen sich dann um keinen übelgelaunten Vorgesetzten mehr zu scheren. Hier meine Hand. Schlagen Sie ein! Sie werden es nie zu bereuen haben.“

Markdorf hatte auf eine so einfache Beseitigung all der Bedenken, die er in betreff einer Heirat mit Maria Jaworski bisher als pflichttreuer Beamter noch hegen mußte, kaum gehofft. Denn er hätte es mit seiner Ehre kaum für vereinbar gehalten, als Förster die Tochter eines Mannes zur Frau zu nehmen, der als Wilddieb vielleicht vor den Strafrichter gehörte. Durch Jaworskis Vorschlag sah er diese Befürchtungen nun in einer Weise aus der Welt geschafft, mit der er sich bei seiner Liebe für Maria schon zufrieden geben konnte. Ihn als Privatmann ging es dann nichts mehr an, ob sein Schwiegervater wirklich ein paar armselige Hasen weggefangen hatte. Und daß dies für die Zukunft nicht mehr geschehen sollte, dafür würde er schon Sorge tragen. Außerdem – bisher wußte er nicht einmal genau, ob die Schlingen tatsachlich zu einem unerlaubten Zweck aufgestellt waren, mochte auch nicht recht daran glauben, da er sich sonst des Alten harmloses Benehmen nicht recht hätte erklären können. Daher schlug er auch jetzt ohne Zögern in die ihm dargebotene Rechte ein.

Als Marta Jaworski nach einer halben Stunde mit vor Kälte frischgeröteten Wangen das Zimmer betrat,

Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Schlingensteller. In: Der Mord im maurischen Pavillon, S. 78–96. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schlingensteller.pdf/8&oldid=- (Version vom 31.7.2018)