Seite:Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien-Lorinser-1845.pdf/72

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Merkmal jener schon oft erkannten Verwandtschaft, in welcher die Polen zu den Franzosen und in mancher Beziehung auch zu den Italienern stehen. Und hieraus folgt allerdings, daß unsere Slaven leichter und schneller zur Enthaltsamkeit zu bewegen sind, aber keinesweges, daß die Deutschen, selbst bei schwächerem Glauben, unbeweglich bleiben werden. Die deutschen Seelsorger, welche die neue Mission bereits angefangen haben, oder noch in Zukunft unternehmen wollen, mögen sich also durch die schwerere Aufgabe nicht entmuthigen lassen, sondern getrost mit den etwa nöthigen Modificationen im Verfahren die Enthaltsamkeit einzuführen suchen. Das Beispiel des Kreises Leobschütz und die Stadt Ratibor können zum Beweise dienen, daß auch deutsche Gemeinden der Entsagung nicht hartnäckig widerstehen, und wenn die Mühe bei ihnen größer ist, und längere Zeit erfordert, so wird vielleicht der Erfolg um so dauerhafter, und wenn er auch nicht so bedeutend wäre, doch nicht weniger zu preisen sein.

Die Summe Derjenigen, welche in Oberschlesien dem Branntwein entsagt haben, wird schwer zu ermitteln sein, da bei der Abnahme des Gelübdes sehr oft die Zeit nicht hingereicht, um alle die Namen von Hunderten und Tausenden aufzuschreiben, nicht selten auch Nachlässigkeit bei diesem Geschäft gewaltet hat. Nach der i. J. 1843 vorgenommenen Volkszählung enthielt der ganze Regierungsbezirk Oppeln gegen eine Million Einwohner, genauer 930,788 Seelen, unter denen sich 825,499 Katholiken befanden,