Schnapps. So kommt her, und laßt Eure Nase nicht wissen, was Euer Auge sehn wird. Eure Zunge müsse stumm seyn, wie dieser Barbiersack, und Eure Ohren müssen mit dreyfachen Pflastern bedeckt seyn, wenn Euch jemand ausfragen will.
Märten (sucht in der Tasche.) Nun, ich bin sonst nicht neugierig, aber – Daß dich! da hab’ ich nun gleich die verdammte Brille nicht bey mir.
Schnapps. Nun so will ich Euch vorlesen. (liest langsam den Brief) „Hochedelgebohrner Herr Baron, Insonders Hochgeehrtester Herr Baron, Vornehmer Freund und Gönner“
Märten. Erst noch ein Wort, Mosje Schnapps: an wen ist denn der Brief?
Schnapps. Nur Geduld, Vater Märten, nur Geduld: das wird sich schon von selbst ausweisen. (liest) „Ich melde hierdurch Ew. Hochfreyherrliche Gnaden mit der ersten reitenden Post, daß Dero Herr Vetter hochseeligen Andenkens gestern an einer schweren Wurm-Krankheit verschieden ist, und daß er vor seinem Gott gebe seeligen Ende Ew. Hochfreyherrl. Gnaden alles vergeben hat, und daß er Höchstdieselben vor Notarius und Zeugen zu seinem Universal-Erben
Anton-Wall (= Christian Leberecht Heyne): Der Stammbaum. Erste Fortsetzung der beyden Billets. Dyk, Leipzig 1791, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stammbaum_(1791).pdf/9&oldid=- (Version vom 17.12.2021)