Seite:Der Stechlin (Fontane) 017.jpg

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wölbten sich die schönen alten Kastanienbäume, was ihrem Anritt etwas Anheimelndes und zugleich etwas beinah Feierliches gab.

     „Das ist ja wie ein Kirchenschiff,“ sagte Rex, der am linken Flügel ritt. „Finden Sie nicht auch, Czako?“

     „Wenn Sie wollen, ja. Aber Pardon, Rex, ich finde die Wendung etwas trivial für einen Ministerialassessor.“

     „Nun gut, dann sagen Sie was Besseres.“

     „Ich werde mich hüten. Wer unter solchen Umständen was Besseres sagen will, sagt immer was Schlechteres.“

     Unter diesem sich noch eine Weile fortsetzenden Gespräche waren sie bis an einen Punkt gekommen, von dem aus man das am Ende der Avenue sich aufbauende Bild in aller Klarheit überblicken konnte. Dabei war das Bild nicht bloß klar, sondern auch so frappierend, daß Rex und Czako unwillkürlich anhielten.

     „Alle Wetter, Stechlin, das ist ja reizend,“ wandte sich Czako zu dem am andern Flügel reitenden Woldemar. „Ich find’ es geradezu märchenhaft, Fata Morgana – das heißt, ich habe noch keine gesehn. Die gelbe Wand, die da noch das letzte Tageslicht auffängt, das ist wohl Ihr Zauberschloß? Und das Stückchen Grau da links, das taxier’ ich auf eine Kirchenecke. Bleibt nur noch der Staketzaun an der andern Seite; – da wohnt natürlich der Schulmeister. Ich verbürge mich, daß ich’s damit getroffen. Aber die zwei schwarzen Riesen, die da grad’ in der Mitte stehn und sich von der gelben Wand abheben („abheben“ ist übrigens auch trivial; entschuldigen Sie, Rex), die stehen ja da wie die Cherubim. Allerdings etwas zu schwarz. Was sind das für Leute?“

     „Das sind Findlinge.“

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_017.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)