Seite:Der Stechlin (Fontane) 048.jpg

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     „Dann bitte ich um Goldwasser. Es ist doch schärfer, und dann bekenne ich Ihnen offen, Herr Major… Sie kennen ja unsre Verhältnisse, so ’n bißchen Gold heimelt einen immer an. Man hat keins und dabei doch zugleich die Vorstellung, daß man es trinken kann – es hat eigentlich was Großartiges.“

     Dubslav nickte, schenkte von dem Goldwasser ein, erst für Czako, dann für sich selbst und sagte: „Bei Tische hab’ ich die Damen leben lassen und Frau von Gundermann im speziellen. Hören Sie, Hauptmann, Sie verstehen’s. Diese Rattengeschichte…“

     „Vielleicht war es ein bißchen zuviel.“

     „I, keineswegs. Und dann, Sie waren ja ganz unschuldig, die Gnäd’ge fing ja davon an; erinnern Sie sich, sie verliebte sich ordentlich in die Geschichte von den Rinnsteinbohlen, und wie sie drauf ’rumgetrampelt, bis die Ratten rauskamen. Ich glaube sogar, sie sagte ‚Biester‘. Aber das schadet nicht. Das ist so Berliner Stil. Und unsre Gnäd’ge hier (beiläufig eine geborene Helfrich) is eine Vollblutberlinerin.“

     „Ein Wort, das mich doch einigermaßen überrascht.“

     „Ah,“ drohte Dubslav schelmisch mit dem Finger, „ich verstehe. Sie sind einer gewissen Unausreichendheit begegnet und verlangen mindestens mehr Quadrat (von Kubik will ich nicht sprechen). Aber wir von Adel müssen in diesem Punkte doch ziemlich milde sein und ein Auge zudrücken, wenn das das richtige Wort ist. Unser eigenstes Vollblut bewegt sich auch in Extremen und hat einen linken und einen rechten Flügel; der linke nähert sich unsrer geborenen Helfrich. Übrigens unterhaltliche Madam. Und wie beseligt sie war, als sie den Namenszug auf Ihrer Achselklappe glücklich entdeckt und damit den Anmarsch auf die Münzstraße gewonnen hatte. Was es doch alles für Lokalpatriotismen giebt!“

     „An dem unser Regiment teilnimmt oder ihn mitmacht.

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)