Seite:Der Stechlin (Fontane) 090.jpg

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es traf sich gut, daß mein Vater gestern abend nur so ganz leicht drüber hinging, ich möchte beinah’ sagen diskret, was sonst nicht seine Sache ist.“

     „Prinzessin,“ wiederholte Rex, dem die Sache beinah’ den Atem nahm. „Und aus einem regierenden Hause?“

     „Ja, was heißt aus einem regierenden Hause? Regiert haben sie alle mal. Und so viel ich weiß, wird ihnen dies ‚mal regiert haben‘ auch immer noch angerechnet, wenigstens sowie sich’s um Eheschließungen handelt. Um so großartiger, wenn einzelne der hier in Betracht kommenden Damen auf alle diese Vorrechte verzichten und ohne Rücksicht auf Ebenbürtigkeit sich aus reiner Liebe vermählen. Ich sage ‚vermählen‘, weil ‚sich verheiraten‘ etwas plebeje klingt. Frau Katzler ist eine Ippe-Büchsenstein.“

     „Eine Ippe!“ sagte Rex. „Nicht zu glauben. Und erwartet wieder. Ich bekenne, daß mich das am meisten chockiert. Diese Ausgiebigkeit, ich finde kein andres Wort, oder richtiger, ich will kein andres finden, ist doch eigentlich das Bürgerlichste, was es giebt.“

     „Zugegeben. Und so hat es die Prinzessin auch wohl selber aufgefaßt. Aber das ist gerade das Große an der Sache; ja, so sonderbar es klingt, das Ideale.“

     „Stechlin, Sie können nicht verlangen, daß man das so ohne weiteres versteht. Ein halb Dutzend Bälge, wo steckt da das Ideale?“

     „Doch, Rex, doch. Die Prinzessin selbst, und das ist das Rührendste, hat sich darüber ganz unumwunden ausgesprochen. Und zwar zu meinem Alten. Sie sieht ihn öfter und möcht’ ihn, glaub’ ich, bekehren, – sie ist nämlich von der strengen Richtung und hält sich auch zu Superintendent Koseleger, unserm Papst hier. Und kurz und gut, sie macht meinem Papa beinah’ den Hof und erklärt ihn für einen perfekten Kavalier, wobei Katzler

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin 1899, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_090.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)