Seite:Der Stechlin (Fontane) 171.jpg

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Stelle wird ein Gespräch immer unterbrochen. Es wird Melusine sein. Und so sehr ich gewünscht hätte, sie wäre von Anfang an mit dabei gewesen, wenn sie jetzt so mit einem Male dazwischen fährt, ist selbst Melusine eine Störung.“

     Es war wirklich Melusine. Sie trat, ohne draußen abgelegt zu[WS 1] haben, ins Zimmer, warf das schottische Cape, das sie trug, in eine Sofa-Ecke und schritt, während sie noch den Hut aus dem Haare nestelte, bis an den Tisch, um hier zunächst den Vater, dann aber die beiden andern Herren zu begrüßen. „Ich seh’ euch so verlegen, woraus ich schließe, daß eben etwas Gefährliches gesagt worden ist. Also etwas über mich.“

     „Aber, Melusine, wie eitel.“

     „Nun, dann also nicht über mich. Aber über wen? Das wenigstens will ich wissen. Von wem war die Rede?“

     „Vom Prinzen Heinrich. Aber von dem ganz alten, der schon fast hundert Jahre tot ist.“

     „Da konntet Ihr auch was Besseres thun.“

     „Wenn du wüßtest, was uns Stechlin von ihm erzählt hat, und daß er – nicht Stechlin, aber der Prinz – ein Misogyne war, so würdest du vielleicht anders sprechen.“

     „Misogyne. Das freilich ändert die Sache. Ja, lieber Stechlin, da kann ich Ihnen nicht helfen, davon muß ich auch noch hören. Und wenn Sie mir’s abschlagen, so wenigstens was Gleichwertiges.“

     „Gräfin Melusine, was Gleichwertiges giebt es nicht.“

     „Das ist gut, sehr gut, weil es so wahr ist. Aber dann bitt’ ich um etwas zweiten Ranges. Ich sehe, daß Sie von Ihrem Ausfluge erzählt haben, von Ihrem Papa, von Schloß Stechlin selbst oder von Ihrem Dorf und Ihrer Gegend. Und davon möcht’ ich auch hören, wenn es auch freilich nicht an das andre heranreicht.“

     „Ach, Gräfin, Sie wissen nicht, wie bescheiden es mit


  1. Vorlage: zn
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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)