Seite:Der Stechlin (Fontane) 208.jpg

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diesen Satz kannst du dich verlassen. Und so bleibe denn, wenn du suchst, in unsrer Mark und vergiß nie, daß wir das sind, was man so ‚brandenburgische Geschichte‘ nennt. Am eindringlichsten aber laß dir unsre Rheinsberger Gegend empfohlen sein, von der mir selbst Koseleger – trotzdem seine Feinde behaupten, er betrachte sich hier bloß wie in Verbannung und sehne sich fort nach einer Berliner Domstelle – von der mir selbst Koseleger sagte: ‚Wenn man sich die preußische Geschichte genau ansieht, so findet man immer, daß sich alles auf unsre alte, liebe Grafschaft zurückführen läßt; da liegen die Wurzeln unsrer Kraft.‘ Und so schließe ich denn mit der Bitte: heirate heimisch und heirate lutherisch. Und nicht nach Geld (Geld erniedrigt) und halte dich dabei versichert der Liebe deiner dich herzlich liebenden Tante und Patin Adelheid von St.“

     Woldemar lachte. „Heirate heimisch und heirate lutherisch – das hör’ ich nun schon seit Jahren. Und auch das dritte höre ich immer wieder: ‚Geld erniedrigt‘. Aber das kenn’ ich. Wenn’s nur recht viel ist, kann es schließlich auch eine Chinesin sein. In der Mark ist alles Geldfrage. Geld – weil keins da ist – spricht Person und Sache heilig und, was noch mehr sagen will, beschwichtigt zuletzt auch den Eigensinn einer alten Tante.“

     Während er lachend so vor sich hin sprach, überflog er noch einmal den Brief und sah jetzt, daß eine Nachschrift an den Rand der vierten Seite gekritzelt war. „Eben war Katzler hier, der mir von der am Sonnabend in unserm Kreise stattfindenden Nachwahl erzählte. Dein Vater ist aufgestellt worden und hat auch angenommen. Er bleibt doch immer der Alte. Gewiß wird er sich einbilden, ein Opfer zu bringen, – er litt von Jugend auf an solchen Einbildungen. Aber was ihm ein Opfer bedünkte, waren, bei Lichte besehen, immer bloß Eitelkeiten. Deine A. von St.“

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_208.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)