Seite:Der Stechlin (Fontane) 225.jpg

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Krippenstapel nun schon ganz gewiß. Aber ich habe trotzdem Zweifel. Die Konservativen – ich kann kaum sagen ‚unsre Parteigenossen‘, oder doch nur in sehr bedingtem Sinne – die Konservativen sind in sich gespalten. Es giebt ihrer viele, denen unser alter Stechlin um ein gut Teil zu flau ist. ‚Fortiter in re, suaviter in modo‘, hat neulich einer, der sich auf Bildung ausspielt, von dem Alten gesagt, und von ‚suaviter‘, wenn auch nur ‚in modo‘, wollen alle diese Herren nichts wissen. Unter diesen Ultras ist natürlich auch Gundermann auf Siebenmühlen, der Ihnen vielleicht bekannt geworden ist…“

     „Versteht sich. War neulich bei mir. Ein Mann von drei Redensarten, von denen die zwei besten aus der Wassermüllersphäre genommen sind.“

     „Nun, dieser Gundermann, wie immer die Dummen, ist zugleich Intrigant, und während er vorgiebt, für unsern guten alten Stechlin zu werben, tropft er den Leuten Gift ins Ohr und erzählt ihnen, daß der Alte senil sei und keinen Schneid habe. Der alte Stechlin hat aber mehr Schneid als sieben Gundermanns. Gundermann ist ein Bourgeois und ein Parvenu, also so ziemlich das Schlechteste, was einer sein kann. Ich bin schon zufrieden, wenn dieser Jämmerling unterliegt. Aber um den Alten bin ich besorgt. Ich kann nur wiederholen: es liegt nicht so günstig für ihn, wie die Gegend hier sich einbildet. Denn auf das arme Volk ist kein Verlaß. Ein Versprechen und ein Kornus, und alles schnappt ab.“

     „Ich werde das meine thun,“ sagte Koseleger mit einer Mischung von Pathos und Wohlwollen. Aber Lorenzen hatte dabei den Eindruck, daß sein Quaden-Hennersdorfer Superintendent bereits ganz andern Bildern nachhing. Und so war es auch. Was war für Koseleger diese traurige Gegenwart? Ihn beschäftigte nur

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_225.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)