Seite:Der Stechlin (Fontane) 239.jpg

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haben schien. Er trug eine hohe schwarze Krawatte, drauf ein kleiner vermickerter Kopf saß, und wenn er sprach, war es, wie wenn Mäuse pfeifen. Er war die komische Figur des Kreises und wurde gehänselt, nahm es aber nicht übel, weil seine Mutter eine schlesische Gräfin auf „inski“ war, was ihm in seinen Augen ein solches Übergewicht sicherte, daß er, wie Friedrich der Große, jeden Augenblick bereit war, „die sich etwa einstellenden Pasquille niedriger hängen zu lassen.“

     „Ich denke, meine Herren,“ sagte Dubslav, „wir gehen in den Park. Da hat man doch immer was. An der einen Stelle ruht das Herz des Prinzen, und an der andern Stelle ruht er selbst und hat sogar eine Pyramide zu Häupten, wie wenn er Sesostris gewesen wäre. Ich würde gern einen andern nennen, aber ich kenne bloß den.“

     „Natürlich gehen wir in den Park,“ sagte von Gnewkow. „Und es ist schließlich immer noch ein Glück, daß man so was hat…“

     „Und auch ein Glück,“ ergänzte von Molchow, „daß man solchen Wahltag wie heute hat, der einen ordentlich zwingt, sich mal um Historisches und Bildungsmäßiges zu kümmern. Bismarcken is es auch mal so gegangen, noch dazu mit ’ner reichen Amerikanerin, und hat auch gleich (das heißt eigentlich lange nachher) das rechte Wort dafür gefunden.“

     „Der hat immer das rechte Wort gefunden.“

     „Immer. Aber weiter, Molchow.“

     „…Und als nun also die reiche Amerikanerin so runde vierzig Jahr später ihn wiedersah und sich bei ihm bedanken wollte von wegen des Bildermuseums, in das er sie halb aus Verlegenheit und halb aus Ritterlichkeit begleitet und ihr mutmaßlich alle Bilder falsch erklärt hatte, da hat er all diesen Dank abgewiesen und ihr – ich seh’ und hör’ ihn ordentlich – in aller

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Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_239.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)