Seite:Der Stechlin (Fontane) 398.jpg

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Planta, „will es mir als ein wahres Glück erscheinen, daß Herr von Szilagy, wie ich höre, mehrere Eisen im Feuer hat. Was ihm die Novellistik schuldig bleibt, muß ihm die Malerei bringen.“

     „Was sie leider bisher nicht that und mutmaßlich auch nie thuen wird,“ lachte Szilagy halb wehmütig, „trotzdem ich vom Genrebild aus, mit dem ich anfing, eine Schwenkung gemacht und mich unter Anleitung meines Freundes Salzmann neuerdings der Marinemalerei zugewandt habe. Mitunter auch Bataillen. Und was die blauen Töne betrifft, so darf ich vielleicht behaupten, hinter keinem zurückgeblieben zu sein. Habe mich außerdem in Gudin und William Turner vergafft. Aber trotzdem…“

     „Aber trotzdem ohne rechten Erfolg,“ unterbrach hier Cujacius, „was mich nicht Wunder nimmt. Was wollen Sie mit Gudin oder gar mit Turner? Wer das Meer malen will, muß nach Holland gehn und die alten Niederländer studieren. Und unter den Modernen vor allem die Skandinaven: die Norweger, die Dänen.“

     Wrschowitz zuckte zusammen.

     „Wir haben da beispielsweise den Melby, Däne pur sang, der sehr gut und beinah’ bedeutend ist.“

     „O nein, nein,“ platzte jetzt Wrschowitz mit immer mehr erzitternder Stimme heraus. „Nicht serr gutt, nicht bedeutend, auch nicht einmal beinah bedeutend.“

     „Der sehr bedeutend ist,“ wiederholte Cujacius. „Grade darin bedeutend, daß er nicht bedeutend sein will. Er erhebt keine falschen Prätensionen; er ist schlicht, ohne Phantastereien, aber stimmungsvoll; und wenn ich Bilder von ihm sehe, besonders solche wo das graublaue Meer an einer Klippe brandet, so berührt mich das jedesmal spezifisch skandinavisch, etwa wie der ossianische Meereszauber in den Kompositionen unsers trefflichen Niels Gade.“

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Fontane: Der Stechlin. Berlin: F. Fontane, 1899, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stechlin_(Fontane)_398.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)