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anbefohlen, daß er dir, sobald du aus den Kinderschuhen herausgewachsen, über deine Herkunft die Wahrheit mitteilen sollte … Er hat es getan … Du bist meine Tochter, Weruschka, und deiner wartet nun ein besseres Leben, als dieses hier inmitten der Zigeuner.“

Stille dann …

Und wieder des Fürsten Stimme, nur bittend jetzt – fast flehend:

„Weruschka, hast du deinen Vater nicht ein wenig lieb?! – Weruschka, ich bin traurig, weil du mir gegenüber so scheu und zurückhaltend bleibst …“

Wieder Stille …

Und dann die Kinderstimme:

„Ist … ist meine Mutter wirklich tot?“

„Ja, Weruschka … Du hast nur mich … Wir werden über das Meer fahren – in fremde Länder, Weruschka … Wir werden so leben, wie es unserem Stande entspricht. Du bist eine Prinzessin, Weruschka, die Prinzessin Wera Wangorow …“

Den beiden Lauschern ward es eigentümlich zumute … Sie begannen zu begreifen, daß hier eine kleine Tragödie[1] sich abspielte: ein Vater, der umsonst um die Liebe seines einzigen Kindes rang … Und ein Kind, das inmitten einer Umgebung aufgewachsen, die ihm offenbar wertvoller dünkte als Reichtum und Luxus! –

Abermals Stille …

Abermals dann die ernste Stimme eines schwer enttäuschten Vaters – eines Mörders, eines Abenteurers, in dessen Brust trotzdem noch ein edles Fünkchen glühte: die Liebe zu seinem Kinde!!

„Weruschka, du willst also bei Janko bleiben? Janko gilt dir mehr als ich?!“

  1. Vorlage: Trägödie
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Der Stein der Wangorows. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1926, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Stein_der_Wangorows.pdf/79&oldid=- (Version vom 31.7.2018)