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Bord vorgeht; es sieht ganz so aus, als sollten wir da eine Entdeckung machen. Und nun weiter, junger Freund.“

Als ich meinen Bericht mit möglichster Beschleunigung zu Ende gebracht hatte, wendete der Kapitän sich an Langfeld und sagte:

„Also auch Sie haben diese geheimnisvolle Brigg bereits in Verdacht gehabt?“

„Jawohl, Sir,“ antwortete der Leutnant; „es schien mir da mancherlei nicht korrekt zu sein, aber so eingehend wie Wetter habe ich mich damit nicht beschäftigt und mir die Gedanken auch bald wieder aus dem Kopf geschlagen.“

„Merkwürdig,“ sagte der Skipper; „ich kann nicht sagen, daß mir an dem Fahrzeug etwas aufgefallen wäre.“

Leutnant Collins erschien und meldete, die Brigg sei jetzt eine halbe Seemeile entfernt und setze Segel.

„Wir wollen warten, bis die Kerle dort wieder aus der Takelung sind, dann schlippen wir das Kabel und jagen hinterdrein,“ sagte der Skipper. „Ich will der Sache auf den Grund gehen. Da ist sicher eine Hundsfötterei im Spiel, sonst wäre unser Austin längst wieder hier an Bord.“

Collins entfernte sich und Langfeld stand auf. Der Skipper aber legte die Hand auf meine Schulter und sagte:

„Sie haben verständig und umsichtig gehandelt, indem Sie erst zu mir kamen, als Sie so viel Verdachtsgründe beisammen hatten, daß wir daraufhin vorgehen können. Leutnant Langfeld hat sich überdies höchst lobend über Ihr Tun und Benehmen während der Zeit, die er mit Ihnen an Land war, ausgesprochen; er sagt, daß er Ihnen sein Leben zu verdanken habe. Ich selber habe es mir angelegen sein lassen, Sie vom Tage Ihres Eintritts in die britische Marine genau zu beobachten, und bin mit Ihrer Führung und Ihrem Diensteifer stets zufrieden gewesen. Das Gleiche kann ich von all den deutschen Gentlemen sagen, mit denen der Dienst mich zusammengeführt hat. Nun aber an Deck, wenn ich bitten darf.“




Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/142&oldid=- (Version vom 31.7.2018)