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Zeit, die sie eben durchlebt haben, erinnern könnte; sie sind dankbar, wenn man sie auf andre Gedanken bringt. Es würde daher rücksichtslos sein, wenn man, um nur seiner eignen Stimmung Ausdruck zu geben, beim andern Gefühle erwecken wollte, die sie möglichst zu unterdrücken bemüht sind. Man muß eben auch da taktvoll sein.

Oft würde es vielleicht mehr dem Gefühl der Angehörigen entsprechen, wenn bei einem Begräbnis aller Prunk und alles Aufsehen vermieden würde, um so mehr, wenn man überzeugt ist, wie wenig eine solche Feierlichkeit nach dem bescheidenen einfachen Sinn des Verstorbenen gewesen wäre, doch muß man gerade in solchen Fällen allen Freunden und Bekannten Gelegenheit geben, ihren Anteil oder ihre Dankbarkeit auch äußerlich beweisen zu können. Der gute Ton fordert diese Rücksicht schlechterdings.

Wie lange die Angehörigen nach einem Todesfall äußerlich zu trauern haben, richtet sich nach den Gewohnheiten des betreffenden Ortes. Beim Verlust von Eltern oder Gatten dürfte man aber wenigstens ein Jahr Trauerkleidung zu tragen haben. Das ist eben Gefühlssache, denn die wahre Trauer ist im Herzen und bedarf nicht des Ausdruckes durch schwarze Kleider.

Empfohlene Zitierweise:
Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/161&oldid=- (Version vom 31.7.2018)