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lockte, ich ging zu Pagel, dabei sah ich den Gobelin, ein echtes, altes Stück, wie ich auf den ersten Blick erkannte, – ich sprach über den Gobelin, Pagel war sehr unliebenswürdig, und nachher teilte ich Banks die Erfolglosigkeit meiner Bemühungen mit. Das wäre alles, Herr Harst. – Nun aber sind Sie an der Reihe. Was ist geschehen? Auf meine Verschwiegenheit und meine Mitarbeit können Sie sich verlassen. Damit Sie mich jedoch nicht falsch beurteilen: In meiner toten Seele lebt eine einzige Sehnsucht, die, so viel zu sparen, daß ich in der Nähe meines Stammgutes Zwanczawo mir ein Häuschen kaufen und die Gräber meiner Lieben pflegen könnte.“

Harst berichtete alles. Er erwähnte vieles, was ich noch nicht wußte, nur ahnte. Die Sachlage war ja klar: Der Gobelin mußte irgendeinen besonderen Wert haben, nicht nur als wahrscheinlich altenglisches Stück. Nein: Sowohl Frau Doktor Anni Gehrs, Pagels Tochter, als auch Gorry Banks, das junge hübsche Mädchen und noch ein Fremder mußten dieses Geheimnis kennen. – Banks hatte heute einen Gewaltstreich versucht. Nach vorher genau überlegtem Plane hatte er gearbeitet.

Graf Zwancza nickte verschiedentlich zustimmend. Harsts Bericht schloß mit einer Frage: „Hatte Banks Golfstöcke im Futteral bei sich?“

„Ja. Er kam gerade vom Golfspiel, behauptete er.“

„Es ist der übliche Trick, eine Waffe von größerer Länge zu verbergen,“ meinte Harst leicht geringschätzig. „Wo wohnte Banks angeblich?“

„Sie werden erstaunt sein,“ erwiderte der alte Mann mit bissiger Ironie. „Banks wohnt hier in allernächster Nähe. Es gibt in Altschmargendorf noch Häuschen, die einst zu Bauerngütern gehörten. Die neuen Gebäude haben diese Häuschen fast erdrückt, aber sie sind tapfer und bewahren ihre stille Romantik. Kennen Sie das

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/16&oldid=- (Version vom 31.7.2018)