Seite:Der alte Gobelin.pdf/33

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annehmen, daß in die farbigen Gestalten und die Landschaft irgendwie Buchstaben hineingewebt sind, die einen wertvollen Sinn ergeben könnten. Nichts davon – nichts, mein Junge …“

Harst trat zu ihr. „Nichts mehr, das stimmt, nichts mehr! Aber es war so gewiß etwas Derartiges vorhanden, liebe Mutter, wie an der Tatsache nicht zu rütteln ist, daß Gustav Pagel die mottenzerfressenen Seitenteile wegschnitt und den Gobelin so erheblich verkleinerte.“

Frau Harst und ich riefen in einem Atem:

„Und diese fehlenden Teile?!“

Harald lachte: „Ja, es war sehr gut, daß ich Freund Pagel riet, die Verwendung dieser Stücke zu verheimlichen … Er sagte zu Lücke, er habe sie weggeworfen, – sie seien verbrannt worden – er wüßte nicht mehr recht etwas über deren Verbleib anzugeben. Alle gaben sich damit zufrieden. Nur …“

„… nur Lord Richard fragte noch weiter,“ fiel ich ein. „Also ein neuer Beweis, daß er den Gobelin stahl, daß er ihn wieder abgab, nachdem er sich überzeugt hatte, daß das Ding wertlos sei.“

„Vielleicht …“ – Harald hob die Schultern, „vielleicht ist es so … Wäre es so, wäre Lord Richard auch der Schütze, der Pagel niederknallte. Gorry Banks, der arme Teufel, tat es bestimmt nicht, der war von Heloise Saalfield nur als Dieb gedungen, und daß in seinem Futteral für Golfstöcke auch das kurze Luftgewehr steckte, besagt gar nichts. Das kann ein anderer in das Futteral hineingeschoben haben, um Banks zu verdächtigen. Dieser andere ist eben auch Banks Mörder.“

„Und … was enthalten die mottenzerfressenen Stücke?“ fragte Frau Harst gespannt.

„Genau das, was du vermutest, liebe Mama: Ganz unauffällig eingewebte Buchstaben, Worte, Sätze, – –

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der alte Gobelin. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1929, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_alte_Gobelin.pdf/33&oldid=- (Version vom 31.7.2018)