Seite:Der tönende Sumpf.pdf/49

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„Dann zwingen Sie mich dazu, mir morgen ein anderes Zimmer zu suchen. – Gute Nacht, Elly. Sie sind jetzt sehr hart zu mir.“

Nach einer Weile hörte er drüben im Schlafzimmer ein paar verschwommene Geräusche. Doch er mochte nicht nochmals umsonst bitten und legte sich nieder.

Der Schlaf floh ihn. – Er sah immer deutlicher ein, daß er Elly heute verletzt hatte, als er ohne irgendein Wort von Liebe sie an sich gezogen hatte.

Liebe –?! – Liebte er sie denn? War’s nicht lediglich ein Augenblicksbegehren gewesen? – Er prüfte seine Gefühle; er rief sich alles das ins Gedächtnis zurück, was Elly und ihn durch gemeinsame, noch so frische Erinnerungen verband.

Er wurde sich nicht klar über seine Empfindungen. – Sie galt ihm mehr als Kameradin, denn als Weib, glaubte er. Und weil er diese Überzeugung sich selbst einredete, war er froh, daß Elly diesem Abend das Gefährliche genommen hatte, indem sie sich ihm entzog.

Morgen, sagte er sich, morgen wirst Du sie schon versöhnen –

Und so schlief er denn mit der frohen Gewißheit ein, daß er seine treusorgende Kameradin nicht verlieren würde.




Empfohlene Zitierweise:
Wally Lebka: Der tönende Sumpf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1924, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_t%C3%B6nende_Sumpf.pdf/49&oldid=- (Version vom 31.7.2018)