Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 014.jpg

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und sündlich, sofern wir nicht vergessen wollen, daß der Grund, woraus sie alle zusammen entsprungen, die göttliche Quelle an Maas unerhört, an Ausstrahlung unendlich selber war. Und, weil das Sonnenlicht über Groß und Klein scheint, und jedem hilft, so weit es seyn soll, bestehen Stärke und Schwäche, Keime, Knospen, Trümmer und Verfall neben und durcheinander. Darum thut es nichts, daß man in unserm Buch Ähnlichkeiten und Wiederholungen finden wird; denn die Ansicht, daß das verschiedene Unvollständige aus einem Vollständigen sich aufgelöst, ist uns höchst verwerflich vorgekommen, weil jenes Vollkommene nichts irdisches seyn könnte, sondern Gott selber, in den alles zurückfließt, seyn müßte. Hätten wir also dieser ähnlichen Sagen nicht geschont, so wäre auch ihre Besonderheit und ihr Leben nicht zu retten gewesen. Noch viel weniger haben wir arme Sagen reich machen mögen, weder aus einer Zusammenfügung mehrerer kleinen, wobei zur Noth der Stoff geblieben, Zuschnitt und Färbung aber verloren gegangen wäre, noch gar durch unerlaubte, fremde Zuthaten, die mit nichts zu beschönigen sind und denen der unerforschliche Gedanke des Ganzen, aus dem jene Bruchstücke

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite XIV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_014.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)