Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 047.jpg

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an, daß er ihr den Wagen verkeilen oder verschlagen sollte. Der Taglöhner that, wie sie ihm hieß und als die Arbeit verrichtet war, sprach sie: raff die Späne auf und nimm sie zum Trinkgeld mit; drauf fuhr sie ihres Weges. Dem Manne kamen die Späne vergeblich und unnütz vor, darum ließ er sie meistentheils liegen, blos ein Stück oder drei nahm er für die Langeweile mit. Wie er nach Hause kam und in den Sack griff, waren die Späne eitel Gold, alsbald kehrte er um, noch die andern zu holen, die er liegen gelassen; so sehr er suchte, so war es doch zu spät und nichts mehr vorhanden.


9.
Die Springwurzel.
Mündlich auf dem Köterberg von einem Schäfer.
vgl. Altdeutsche Wälder II. 95.

Vorzeiten hütete ein Schäfersmann friedlich auf dem Köterberg, da stand, als er sich einmal umwendete, ein prächtiges Königs-Fräulein vor ihm und sprach: „nimm die Spring-Wurzel und folge mir nach.“ Die Spring-Wurzel erhält man dadurch, daß man einem Grünspecht (Elster oder Wiedehopf) sein Nest mit einem Holz zukeilt; der Vogel, wie er das bemerkt, fliegt alsbald fort und weiß die wunderbare Wurzel zu finden, die ein Mensch noch immer vergeblich gesucht

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)