Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 072.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gibt.“ Der Scherfenberger antwortete: „weil du mir so wohl traust und auf meine Mannheit dich verläßt, so will ich zu deinem Dienste seyn, wie es auch mit mir gehen wird, es soll alles gewagt werden.“ Der Zwerg sprach: „fürchte dich nicht, Herr Wilhelm, als wäre ich ungeheuer, nein, mir wohnt christlicher Glaube an die Dreifaltigkeit bei und daß Gott von einer Jungfrau menschlich geboren wurde.“ Darüber ward der Scherfenberger froh und versprach, wo nicht Tod oder Krankheit ihn abhalte, daß er zu rechter Stunde kommen wollte. „So kommt mit Roß, Rüstung und einem Knaben an diese Stätte hier, sagt aber niemanden etwas davon, auch Euerm Weibe nicht, sonst ist das Ding verloren.“ Da beschwur der Scherfenberger alles. „Sieh hin, sprach nun das Gezwerg, dies Fingerlein soll unserer Rede Zeuge seyn; du sollst es mit Freuden besitzen, denn lebtest du tausend Jahre, so lang du es hast, zerrinnet dir dein Gut nimmermehr. Darum sey hohen Muthes und halt deine Treue an mir.“ Damit ging es über die Heide und der Scherfenberger sah ihm nach, bis es in den Berg verschwand.

Als er nach Haus kam, war das Essen bereit und jedermann fragte, wo er gewesen wäre, er aber sagte nichts, doch konnt er von Stund an nicht mehr so fröhlich gebaren wie sonst. Er ließ sein Roß besorgen, sein Panzerhemd bessern, schickte nach dem Beichtiger, that heimlich lautere Beichte und nahm darnach mit Andacht des Herren Leib. Die Frau suchte von dem

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_072.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)