Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 116.jpg

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haben müsse. Wem nun dies Schicksal zugedacht sey, für den werde der Wassertod unvermeidlich. Die Halloren zu Halle fürchten besonders den Johannestag.


63.
Schlitz-öhrchen.
Jäger Briefe über die hohe Rhön. 1803. Th. 3. S. 12.

Leute, die unter Mellrichstadt über das Flüßchen Streu gehen, werden durch einen Wassergeist, Schlitz-öhrchen genannt, in den Fluß getaucht und oftmals ersäuft.


64.
Die Wasser-Nixe und der Mühlknappe.
Prätorius im Glückstopf. S. 505. 506. aus mündlicher Sage.

Zwei Mühlknappen gehen an einem Fluß; als der eine ungefähr übers Wasser sieht, erblickt er eine Nixe darauf sitzend und ihre Haare kämmend. Er faßt seine Büchse und legt an, sie zu schießen, aber die Nixe springt in den Fluß, winkt mit den Fingern und verschwindet darauf. Das alles war so geschwind und unvermerkt vorgegangen, daß der andere Knappe, der voran gewandert, nichts davon gesehen und erfahren, bis es ihm sein Gefährte bald erzählte. Drauf hat es sich begeben, daß dieser Gefährte am dritten Tage ertrank, wie er sich hat baden wollen.

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_116.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)