Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 154.jpg

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dennoch sitzen geblieben und, nachdem er angefangen laut zu klappern, endlich fortgeflogen. Nun zeigte sich, daß Hinzelmann das gewußt, bald aber traf auch seine Weißagung ein. Der Knecht, einigermaßen berauscht, wollte sein von Schweiß und Staub bedecktes Pferd rein baden und ritt es in das vor dem Schloß liegende Mühlen-Wasser, verfehlte aber in der Trunkenheit des rechten Orts, gerieth in einen tiefen Abgrund und, da er sich nicht auf dem Pferd erhalten konnte, fiel er hinab und ertrank. Die geholten Sachen hatte er noch nicht abgelegt, daher sie sammt dem Leichnam aus dem Wasser mußten herausgesucht werden.

Auch andern hat Hinzelmann die Zukunft voraus gesagt und sie gewarnt. Es kam ein Oberster nach Hudemühlen, der bei dem König Christian III. von Dänemark in besonderm Ansehen stand und in den Kriegen mit der Stadt Lübeck tapfere Dienste geleistet hatte. Dieser war ein guter Schütze und großer Liebhaber der Jagd, also daß er manche Stunde damit zubrachte, in dem umliegenden Gehölze den Hirschen und wilden Sauen nachzustellen. Als er sich eben wieder zu einer Jagd bereitete, kam Hinzelmann und sprach: „Thomas, (das war sein Name) ich warne dich, daß du im Schießen dich vorsiehst, sonst hast du in kurzem ein Unglück.“ Der Oberst achtete nicht darauf und meinte, das hätte nichts zu bedeuten. Wenige Tage hernach, als er auf ein Reh losbrannte, zersprang die Büchse von dem Schuß und schlug ihm

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_154.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)