Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 157.jpg

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rechtschaffene Ohrfeige gegeben. Als man den Schreiber darum fragte, und ob der Geist bei ihm gewesen, antwortete er: „ja mehr als zu viel ist er bei mir gewesen, er hat mich diese Nacht gequält, daß ich vor ihm nicht zu bleiben wußte.“ Er hatte aber eine Liebschaft mit dem Kammer-Mädchen, und als er sich nun einmal Nachts bei ihr zu einem vertraulichen Gespräch eingefunden und sie in größter Lust beisammen saßen und meinten, daß niemand als die vier Wände sie sehen könnte, kam der arglistige Geist, trieb sie aus einander und stöberte den guten Schreiber unsanft zur Thüre hinaus, ja er faßte überdem einen Besenstiel und setzte ihm nach, der über Hals und Kopf nach seiner Kammer eilte und seine Liebe ganz vergaß. Hinzelmann soll ein Spott-Lied auf den unglücklichen Liebhaber gemacht, solches zur Kurzweil oft gesungen und den Durchreisenden unter Lachen vorgesagt haben.

Es war jemand zu Hudemühlen plötzlich gegen Abend von heftigem Magenweh angefallen und eine Magd in den Keller geschickt, einen Trunk Wein zu holen, darin der Kranke die Arznei nehmen sollte. Als nun die Magd vor dem Fasse saß und eben den Wein zapfen wollte, fand sich Hinzelmann neben ihr und sprach: „du wirst dich erinnern, daß du mich vor einigen Tagen gescholten und geschmäht hast, dafür sollst du diese Nacht zur Strafe im Keller sitzen. Mit dem Kranken hat es ohnehin keine Noth, in einer halben Stunde wird all sein Weh vorüber seyn und der Wein, den du ihm brächtest, würde ihm eher schaden, als

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)