Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 193.jpg

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das ward von andern, die es bemerkt hatten, als ein Verbrechen angeklagt, und er zum Tode verurtheilt. Als er nun niederkniete und ihm das Haupt sollte abgeschlagen werden, da betheuerte und beschwur er nochmals seine Unschuld und sprach: „so gewiß bin ich unschuldig, als mein Blut sich in Milch verwandeln und der Bau der Grube aufhören wird; wann in dem gräflichen Haus, dem diese beiden Bergwerke zugehören, ein Sohn geboren wird mit Glas-Augen und mit Reh-Füßen, und er bleibt am Leben, so wird der Bau wieder beginnen, stirbt er aber nach seiner Geburt, so bleiben sie auf ewig verschüttet.“ Als der Scharfrichter den Hieb gethan und das Haupt herabfiel, da sprangen zwei Milchströme statt des Bluts schneeweiß aus dem Rumpf in die Höhe und bezeugten seine Unschuld. Auch die beiden Gruben gingen alsbald ein. Nicht lange nachher ward ein junger Graf mit Glas-Augen und Reh-Füßen geboren, aber er starb gleich nach der Geburt und die Silberbergwerke sind nicht wieder aufgethan, sondern bis auf diesen Tag verschüttet.


98.
Die Fundgrübner.
Happel relat. curios. I. 758–760.

Die reichsten Berggänge pflegen von armen und geringen Grübnern entdeckt zu werden, darüber es mancherlei Sagen hat. In dem böhmischen Bergwerk auf

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)