Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 222.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


von einem Baumzweig im Wald zum andern. Nachts polterte sie im Hause herum, warf Töpfe und Schüsseln durcheinander und störte die Leute aus dem Schlaf. Endlich erschien sie auch der Abtissin selbst auf dem Wege nach Warendorf, hielt die Pferde an und wollte in den Wagen hinein, die Abtissin aber sprach: „ich hab nichts zu schaffen mit dir, hast du Uebel gethan, so ists nicht mein Wille gewesen,“ Jungfer Eli wollte sich aber nicht abweisen lassen. Da warf die Abtissin einen Handschuh aus dem Wagen und befahl ihr, den wieder aufzuheben und während sie sich bückte, trieb die Abtissin den Fuhrmann an und sprach: „fahr zu, so schnell du kannst und wenn auch die Pferde drüber zu Grunde gehen.“ So jagte der Fuhrmann und sie kamen glücklich nach Warendorf. Die Abtissin endlich, des vielen Lärmens überdrüssig, berief alle Geistliche der ganzen Gegend, die sollten Jungfer Eli verbannen. Die Geistlichen versammelten sich auf dem Herren-Chor und fingen an, das Gespenst zu citiren, allein sie wollte nicht erscheinen und eine Stimme rief: „he kickt, he kickt!“ Da sprach die Geistlichkeit: „hier muß jemand in der Kirche verborgen seyn, der zulauscht;“ suchten und fanden einen kleinen Knaben, der sich aus Neugierde drin versteckt hatte. Sobald der Knabe hinausgejagt war, erschien Jungfer Eli und ward in die Davert verbannt. Die Davert ist aber ein Wald im Münsterschen, wo Geister umgehen und wohin alle Gespenster verwiesen werden. Alle Jahr einmal fahrt nun noch, wie die Sage geht, Jungfer

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_222.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)