Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 231.jpg

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dem Kopf an;“ faßte auch das Kind, daß es laut zu schreien anfing. Da eilte die Müllerin und wollte die Thüre öffnen, aber wie sie davor stand, ging ihr der Gedanken durchs Herz, daß der Mörder sie nur herauslocken wolle, um sie selbst und mit ihr das Kind in ihrem Leibe zu tödten, so daß sie ein paar Augenblicke schwankte. Der Mann zauderte nicht, stach dem Knaben das Messer in die Brust, lief dann um die Mühle und suchte einen Eingang. Da fiel der Müllerin, die von dem allem nichts wußte, ein, sie wollte die Räder in Bewegung setzen, vielleicht lockte das am Sonntag ungewöhnliche Klappern Menschen zu ihrer Hülfe herbei. Der Mörder aber wollte gerade durch das stehende Rad in die Mühle sich eindrängen, hatte eben den Fuß auf eine Speiche gesetzt und war ohne Zweifel hineingeschlüpft, als in dem nämlichen Augenblick, nach Gottes wundervoller Schickung, das losgelassene Rad anhub sich zu drehen, ihn hinunterschlug und jämmerlich zermalmte.

Bald darauf kam der Müller mit seinen Knechten heim. Als er die Kammer aufschloß, worin die Hebamme gefangen war, lag sie todt auf der Erde und war vor Angst und Schrecken vom Schlag gerührt.


129.
Johann Hübner.
Stilling’s Leben. I. 51–54.

Auf dem Geissenberge in Westphalen stehen noch die Mauern von einer Burg, da vor Alters Räuber

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_231.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)