Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 410.jpg

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284.
Die verwünschten Landmesser.
Mündlich, aus Meckelnburg.


Die Irrwische, welche Nachts an den Ufern und Feldrainen hin und her streifen, sollen ehdem Landmesser gewesen seyn und die Marken trüglich gemessen haben. Darum sind sie verdammt, nach ihrem Leben umzugehen und die Grenzen zu hüten.





285.
Der verrückte Grenzstein.
Erasm. Francisci höll. Proteus S. 422.



Auf dem Feld um Eger herum läßt sich nicht selten ein Gespenst in Gestalt eines Mannsbildes sehen, welches die Leute den Junker Ludwig nennen. Ehedessen soll einer dieses Namens da gelebt und die Grenz- und Marksteine des Feldes betrüglich verrückt haben. Bald nach seinem Tode fing er nun an zu wandern und hat viel Leute durch seine Begegnung erschreckt. Noch in jüngern Zeiten erfuhr das ein Mädchen aus der Stadt. Es ging einmal allein vor dem Thore und gerieth von ungefähr in die berüchtigte Gegend. An der Stätte, wo der Markstein, wie man sagt, verrückt seyn soll, wandelte ihr ein Mann entgegen, gerade so aussehend, als man ihr schon mehrmals die Erscheinung des bösen Junkers beschrieben

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_410.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2018)