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309.
Hans Jagenteufel

Journal von und für Deutschl. 1787. II. Nr. 27.
Prätorius Weltbeschr. II. 69–72


Man glaubt: wer eine der Enthauptung würdige Unthat verrichte, die bei seinen Lebzeiten nicht herauskomme, der müsse nach dem Tod mit dem Kopf unterm Arm umgehen.

Im Jahr 1644. ging ein Weib aus Dresden eines Sonntags früh in einen nahen Wald, daselbst Eicheln zu lesen. In der Heide an einem Grund nicht weit von dem Orte, das verlorene Wasser genannt, hörte sie stark mit dem Jägerhorn blasen, darauf that es einen harten Fall, als ob ein Baum fiele. Das Weib erschrack und barg ihr Säcklein Eicheln ins Gestrüpf, bald darauf blies das Horn wieder und als sie umsah, erblickte sie auf einem Grauschimmel in langem grauen Rock einen Mann ohne Kopf reiten, er trug Stiefel und Sporn und hatte ein Hifthorn über dem Rücken hangen. Weil er aber ruhig vorbei ritt, faßte sie wieder Muth, las ihre Eicheln fort und kehrte Abends ungestört heim. Neun Tage später kam die Frau in gleicher Absicht in dieselbe Gegend und als sie. am Försterberg niedersaß, einen Apfel zu schälen, rief hinter ihr eine Stimme: „habt ihr den Sack voll Eicheln und seyd nicht gepfändet worden?“ „Nein, sprach sie, die Förster sind fromm und haben mir nichts gethan, Gott. biß mir Sünder gnädig!“ – mit diesen Worten

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_434.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)