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348.
Das Gnadenbild aus dem Lerchenstock zu Waldrast.
Tyroler Sammler V. 1809. S. 251–265. aus der Volkssage und dem waldraster Protocoll.

Im Jahr 1392. sandte die große Frau im Himmel einen Engel aus nach Tyrol in die Waldrast auf dem Serlesberg. Der trat vor einen hohlen Lerchenstock und sprach zu ihm im Namen der Gottesmutter:

„du Stock sollst der Frauen im Himmel Bild fruchten!“

Das Bild wuchs nun im Stock und zwei fromme Hirtenknaben, Hänsle und Peterle aus dem Dorfe Mizens, gewahrten sein zuerst im Jahr 1407. Verwundert liefen sie hinab zu den Bauern und erzählten: „gehet auf das Gebirg, da stehet etwas wunderbarliches im hohlen Stock, wir trauten uns nicht es anzurühren.“ Das heilige Bild wurde nun erkannt, mit einer Säge aus dem Stock geschnitten und einstweilen nach Matrey gebracht. Da stund es, bis daß ihm eine eigene Kirche zur Waldrast selbst gebauet wurde, dazu bediente sich U. L. F. eines armen Holzhackers Namens Lusch, gesessen zu Matrey. Als der eines Pfingsttags Nacht an seinem Bett lag und schlief, kam eine Stimme, redete zu dreienmalen und sprach: „schläfst du oder wachst du?“ Und beim drittenmal erwachte er und frug: „wer bist du oder was willst du?“ Die Stimme sprach: „du sollst aufbringen eine Capelle in der Ehre U. L. F. auf der Waldrast.“ Da sprach der

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_483.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)