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Da beschloß die Gemeinde unter Gebäten die Werkzeuge des Kirchenbaus einem ins Joch gespannten Ochsenpaare aufzulegen, wo das stillstehen würde, wollten sie Gottes Finger darin erblicken und die Kirche an dem Ort aufbauen. Die Thiere gingen über den Fluß und blieben da stehen, wo nun die Kirche St. Stephan vollendet ward.


350.
Notburga.
Notburga, eine heilige Magd auf dem Schloß Rottenburg. Auf öffentl. Schaubühne vorgestellt den 17. Septbr. 1738.
Süddeutsche Miscellen 1813. März Nr. 26.
Miscellen für die neuste Weltkunde 1810 Nr. 44.

Im untern Innthale Tirols liegt das Schloß Rottenburg, auf welchem vor alten Zeiten bei einer adlichen Herrschaft eine fromme Magd diente, Notburga genannt. Sie ward mildthätig und theilte, so viel sie immer konnte, unter die Armen aus und weil die habsüchtige Herrschaft damit unzufrieden war, schlugen sie das fromme Mägdlein und jagten es endlich fort. Es begab sich zu armen Bauersleuten auf den nah gelegenen Berg Eben; Gott aber strafte die böse Frau auf Rottenburg mit einem jähen Tod. Der Mann fühlte nun das der Notburga angethane Unrecht und holte sie von dem Berge Eben wieder zu sich nach Rottenburg, wo sie ein frommes Leben führte, bis die Engel kamen und sie in den Himmel abholten. Zwei Ochsen trugen ihren Leichnam über den Innstrom und

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 450. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_486.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)