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Das weiße Blümlein.

Der Knabe ziehet aus, zu kriegen,
Viel Blümlein auf dem Helm sich wiegen,
Das Liebchen band ihm einen Strauß.
Ein Blümlein, das ich meine,

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Das glänzende, das reine,

Es hält beständig bei ihm aus,
Es kehret nimmermehr nach Haus.

Es schleicht der Greis durch seinen Garten,
Der stillen Kräuter will er warten,

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Die Menschenwelt verkennet ihn;

Das Blümlein, das ich meine,
Das glänzende, das reine,
Es kann ihn mächtig zu sich ziehn,
Am Beete sinkt er schlummernd hin.

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In einen Wald war ich gegangen,

Gedrängt von sehnlichem Verlangen,
Als schnell, im glänzenden Gewand,
Das Blümlein, das ich meine,
Das glänzende, das reine,

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In ihrer aufgehabnen Hand,

Die Himmelsjungfrau vor mir stand.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern.. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_030.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)