Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern | |
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Als Leiche bei dem heißgeliebten Leib,
Sah man verwelken still den edlen Grafen.
Ein Grab zu bauen war sein Zeitvertreib,
Dort brannt’ unausgelöschter Lampenschimmer,
Und bei der Sterne trüblichem Geflimmer,
Wo alle Welt des Schlafes Düft’ umwehn,
Fand ihn die Mitternacht am Denkmal immer.
Was dort ihm einst in Einsamkeit geschehn,
Laß ich vor Euch auch das Gebild erstehn.
In tiefem Dunkel fast dahin gekommen,
Wo all sein Lieben lag, auf ödem Wege,
War’s ihm, als sey’n zwei Lichter dort entglommen:
Das in der Gruft schon lang’ ihm wohlbekannte,
Das andr’ im weiten Kreis beständig rege.
Wie ward dir, tapfre Brust? Ob Schauer sandte
Dir wohl der Geisterwelt geheimer Rund,
Ob Schau’r, ob nicht. Mit eig’ner Kraft im Bund,
Gewiß, daß eigner Klarheit sie entstamme,
Tratst du heran zu ungewissem Fund.
Und plötzlich war dir nah die Wandelflamme,
Stand’s trüb’ gelehnt am alten Buchenstamme.
Laut rief der Graf: „Wer du? Was deine Meinung?
Mensch oder Geist, wer kömmt zu meinen Klagen?
Wer sucht mit mir im tiefen Schmerz Vereinung?“
Auf Windesflügeln, klang’s in leisem Laute:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)