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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang

     Sie haben des Redners Haupt geschmückt
Mit einem Eichenkranze.
Er dankte stumm, und hochbeglückt

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Wedelt’ er mit dem Schwanze.




Der tugendhafte Hund.


     Ein Pudel, der mit gutem Fug
Den schönen Namen Brutus trug,
War vielberühmt im ganzen Land
Ob seiner Tugend und seinem Verstand.

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Er war ein Muster der Sittlichkeit,

Der Langmuth und Bescheidenheit.
Man hörte ihn loben, man hörte ihn preisen,
Als einen vierfüßigen Nathan den Weisen.
Er war ein wahres Hundejuwel!

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So ehrlich und treu! eine schöne Seel’!

Auch schenkte sein Herr in allen Stücken
Ihm volles Vertrauen, er konnte ihn schicken
Sogar zum Fleischer. Der edle Hund
Trug dann einen Hängekorb im Mund,

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Worin der Metzger das schöngehackte

Rindfleisch, Schaffleisch, auch Schweinefleisch packte. —
Wie lieblich und lockend das Fett gerochen,
Der Brutus berührte keinen Knochen,
Und ruhig und sicher, mit stoischer Würde,

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Trug er nach Hause die kostbare Bürde.


     Doch unter den Hunden wird gefunden
Auch eine Menge von Lumpenhunden —
Wie unter uns — gemeine Köter,

Empfohlene Zitierweise:
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/395&oldid=- (Version vom 31.7.2018)