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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang

     Die Blumen, sie entlauben sich,
Die Winde stürmen fürchterlich,
Und endlich flockt herab der Schnee,

40
Zu Eis erstarren Fluß und See.


     Jetzt aber gibt es Winterspiele,
Vermummt erscheinen die Gefühle,
Ergeben sich dem Mummenschanz
Und dem berauschten Maskentanz. –

45
     Freilich inmitten dieser Freuden

Beschleicht sie oft geheimes Leiden,
Trotz Mummenschanz und Tanzmusik,
Sie seufzen nach verlornem Glück. –

     Da plötzlich kracht’s. – Erschrecke nicht!

50
Es ist das Eis, das jetzo bricht;

Die Rinde schmilzt, die frostig glatte,
Die unser Herz umschlossen hatte. –

     Entweichen muß was kalt und trübe;
Es kehrt zurück, o Herrlichkeit!

55
Der Lenz, die schöne Jahreszeit,

Geweckt vom Zauberstab der Liebe! –

     Groß ist des Herren Gloria,
Hier unten groß, wie in der Höh’.
Ich singe ihm ein Kyrie,

60
Eleison und Halleluja.


     Er schuf so schön, er schuf so süß
Das Menschenherze, und er blies
Hinein des eignen Odems Geist,
Des Odems, welcher Liebe heißt.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/414&oldid=- (Version vom 31.7.2018)