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Maschinen zum Heben und Bewegen von Lasten.

Von außerordentlichen wirtschaftlichen Folgen begleitet war der vollständige Umschwung im Bau der Hebemaschinen, Aufzüge, Förder-, Transport-, Verlade-Anlagen, der Beschickmaschinen von Öfen aller Art. Auch hier war es die Einführung des elektrischen Antriebs, welche die Bauweise, die Leistungsfähigkeit in bezug auf Kraftäußerung und Geschwindigkeit, die örtliche Anpassungsfähigkeit und Beweglichkeit in günstigem Sinne beeinflußte und gestattete, an Aufgaben heranzugehen, deren Lösung ehedem unmöglich schien. Undenkbar wären ohne die Verladeanlagen und Entlademaschinen die großen, den Ausgleich der Schwankungen von Angebot und Nachfrage bewirkenden Stapelplätze für Kohlen, Holz, Eisen, Steine, Erze, Salze, Getreide usw., und die Bewältigung des auf weit mehr als das Zehnfache gestiegenen Umschlag-Güterverkehrs in den Binnenhäfen vom Land-Fahrzeug zum Schiff und umgekehrt. In den Seehäfen waren vor 25 Jahren die Krane schon reihenweise im Betrieb, allein auch hier hat der elektrische Antrieb das Betriebsbild geändert, die kleineren Krane arbeiten rascher, die großen heben Lasten bis zu 250 000 kg. Über See zu verschiffende Lokomotiven werden nicht mehr stückweise, sondern fertig montiert an Bord gehoben.

Einen einschneidenden Einfluß hatte auch die Entwicklung der Hebemaschinen auf die Schlagfertigkeit unserer Wehrkraft zur See und die Bedienung der schweren Geschütze. In der Kanalschiffahrt sind heute alle wichtigeren Schleusen mit, den modernen Hebemaschinen entlehnten Maschinen zur Abkürzung der Schleuszeit ausgestattet. Zurückgeblieben in der Zahl, nicht im Bau sind die in bewundernswerten Ausführungen vorhandenen Schiffhebewerke. Die weitere Entwicklung derselben hängt von der Schaffung einheitlicher Abmessungen der Binnenschiffe ab.

Auch im Eisenbahnverkehr könnte wirtschaftlicher und rascher gearbeitet werden, wenn die Wagenkasten zum Teil aus Normalgefäßen beständen, welche vom Wagen abgehoben, entleert oder gefüllt, und wieder auf den Wagen aufgesetzt werden könnten. Die Wagenkipper sind nur ein halber Ersatz dafür. Wie leicht staatliche Anlagen hinsichtlich der Ausnutzung der modernen Möglichkeiten zurückbleiben, zeigen unsere großen Güter- und Personen-Bahnhöfe. Dieselben erfordern eine ungeheure Landstrecke, von der der größte Teil zum Umstellen (Rangieren) der Wagen dient. Um einen einzigen Wagen aus einer Wagenreihe heraus in eine andere zu bringen, müssen zwei Wagenreihen auf lange Strecken bewegt werden. Die Aufstellung von Wagenüberhebemaschinen würde gestatten, nur den einen Wagen über andere Wagenreihen hinweg in die richtige Reihe oder an den Ladeschuppen zu bringen. So würde, da es sich ja meist um Bauland handelt, ein sehr großes Kapital freigemacht und der Städtebau erleichtert werden, dem heute die ungeheuren Bahnhöfe ein großes technisches und wirtschaftliches Hindernis sind. Die heutigen Schiebebühnen ersetzen die Wagenüberhebemaschinen nicht, sie und noch mehr das Rangieren sind eine stete Quelle von Unfällen, Betriebsstörungen und Zeitverlust.

Der Bergbau hat aus der Vervollkommnung und aus der Erhöhung der Betriebsgeschwindigkeit der Förderanlagen großen wirtschaftlichen Nutzen gezogen. Die Schachtfördermaschine, die hauptsächlich durch die Einführung des elektrischen Antriebs

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 550. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/113&oldid=- (Version vom 20.8.2021)