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Was aber auch geschehen mochte, Richard wollte sich jeder Gefahr aussetzen, um dieses Geheimnis zu ergründen!

Wenn er nach den an der Erdoberfläche herrschenden Verhältnissen rechnete, hätte er wohl noch drei bis vier Meilen von der Stadt entfernt sein müssen. So sah es von hier oben nämlich aus. Das war aber nur eine Täuschung, die durch das Meerwasser verursacht wurde. Im Wasser reicht der Blick ja nicht so weit. Die Entfernung war eine viel kleinere, mit jedem Schritte wuchsen die Häuser höher und höher, und Richard war erst eine Viertelstunde marschiert, als er sich schon zwischen den ersten Häusern befand.

Nach der flachen Bauart derselben, die meist aus Sandstein bestanden, war er in einer orientalischen Stadt! Ja, hier waren auch keine Kirchtürme, sondern Minarets Türme von Moscheeen!

Und eine solche Stadt auf dem Meeresgrunde? –

Richard wurde immer mehr irre in seinen Ansichten, sie wechselten fortwährend. Wohl waren diese Gebäude hier Häuser, aber die Wasserpflanzen wucherten zu den offenen Fenstern heraus und alles war mit Vegetation und Muscheln bedeckt, und alles ausgestorben! Wozu in aller Welt waren denn hier unter dem Wasser großartige Springbrunnen und Fontänen angelegt? –

Kein Zweifel mehr, es war eine im Meere versunkene Stadt, die er vor sich hatte. Sind ja oft genug schon ganze Inseln mit Städten unter dem Wasser verschwunden! Das Land, auf dessen Boden er stand, hatte sich wahrscheinlich nicht durch eine plötzliche Katastrophe, sondern nach und nach gesenkt, sodaß die Bauten ziemlich gut erhalten geblieben waren.

Aber wie kam da die in Betrieb befindliche Eisenbahn hierher? Das Rätsel war also noch nicht gelöst, und ein solches war auch das helle, elektrische Licht, das die Stadt erleuchtete, ohne daß Richard seine Quelle entdecken konnte.

Da – narrte ihn denn ein Gaukelspiel der Hölle? – Sah Richard sein vollkommenes Spiegelbild? Doch das war

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Robert Kraft: Die Ansiedelung auf dem Meeresgrunde. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Ansiedelung_auf_dem_Meeresgrunde.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)