Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/10

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und Schriften, welche dieses Fach beschlagen, und legt auf dieselben (doch meistens nur dann, wenn sie seinen Wünschen entsprechen) ein gar großes Gewicht; die mündlichen oder schriftlichen Warnungen und Vorstellungen verständiger Männer dagegen läßt er gewöhnlich bei Seite, und so geht es, wenn die Möglichkeit dazu geboten wird, in den meistens Fällen vorwärts, bis es, ach nur zu oft, heißt: „Mer hän is g’irrt!“ oder: „Da heben mer jetzt!“ oder: „Da muoß ma zum bösa Spiel ä guots Gsicht mache!“ oder „Es reut mich so oft, als ich Haare auf dem Kopfe habe, daß ich ausgewandert bin; aber ich kanns nicht gestehen. Herr ... hat mir gesagt, wie es mir gehen werde; aber ich hab’s ihm nicht geglaubt und kann ihm meinen Irrthum jetzt nicht gestehen!“ Ich rede hier nicht aus der Luft, sondern ich gebe Solches, das ich, ach leider! nur zu oft mit meinen eigenen Ohren gehört habe.

Zu den Vielen, die am Auswanderungsfieber litten, gehörte einst auch ich. Lange bemühte ich mich, nach den Vereinigten Staaten Nordamerika’s ziehen zu können; allein vergeblich. Endlich ging es ganz leicht, den Weg nach den Kolonien in der brasilianischen Provinz St. Paulo zu finden. In Begleitung vieler anderer Auswanderer zog ich im Frühling 1855 nach jenem Lande, mußte dann aber bald zu der Einsicht kommen, welche bei Andern die oben angeführten Ausdrücke zu Tage förderte.

Am traurigsten ist die Wahrnehmung, die sich des Ausdrucks: „Da heben mer jetzt!“ bedienen muß, d. h. da sind wir in einer neuen Art von Sklaverei, aus welcher hinaus zu kommen, es uns fast schwerer ist, als dem schwarzen Afrikaner aus der alten Sklaverei. Je mehr sich diese Wahrnehmung bei mir gestaltete, desto mehr stieg in mir der Wunsch und der Entschluß auf, für mich und die andern armen Leute unter Gottes Beistand und Gnade Hilfe zu suchen. Mir und meiner Familie ist, Gott sei Dank, aus dieser Sklaverei nun geholfen. Es befinden sich aber noch gar viele Leute aus der Schweiz, den verschiedenen Staaten