Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/165

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Kolonisten in demüthigem und freundlichem Tone über die Vorfälle des wichtigen Tages gesprochen und, wie diese versicherten, deutlich genug zu verstehen gegeben, daß er gerne Alles gut machen würde, wenn dadurch die Untersuchung rückgängig gemacht werden könnte. Die Furcht vor einem neuen Auftritte der Kolonisten muß ihn und den Herrn Direktor Jonas auch schrecklich geplagt haben. Aengstliche Bitten und Ermahnungen dieser beiden Herren, daß die Kolonisten sich doch ruhig verhalten möchten, bewiesen dies deutlich genug. Wohl in Folge dieser Furcht, die natürlich Hilfe suchte, wie auch in Folge des Bestrebens, uns anzuschwärzen, wurde dann auch das lügenhafte Gerücht verbreitet, die Kolonisten von Ybicaba seien Revolutionäre und wollen das Land mit Krieg überziehen, und die Furcht vor diesen, wie auch vor den Bewohnern der übrigen Kolonieen, von denen die Brasilianer meinten, daß sie sich zu diesem Zwecke schon alle mit uns vereinigt haben, dehnte sich auf die nächste Umgebung, auf Limeira, St. Joao, Prizicaba, ja auch auf ferner liegende große Städte aus. In Limeira soll patroullirt und die Bürgerwehr behufs einer Vertheidigung aufgeboten worden sein. Fast alle Glieder dieser Mannschaft sollen aber erklärt haben, sie wollen lieber die gesetzliche Zeit in das Gefängniß gehen, als gegen die Deutschen (alle deutschredenden Europäer) ausziehen und sich von ihnen todtschlagen lassen. Von St. Paulo her kam eine Abtheilung von 30 Mann Linientruppen bis nach Limeira; der Chef davon nahm am 4. Januar 1857 von den Zuständen in Ybicaba Augenschein, hat aber gefunden, daß die Kolonisten friedlich seien und kein Einschreiten nöthig machen. In Limeira fing man an, Kolonisten von Ybicaba und von andern Orten, wenn sie an einem Werktage ohne schriftliche Bewilligung ihres Direktors dort hinkamen, fest zu nehmen und einzustecken. In dieser Stadt und in St. Joao wurde es den Handelshäusern strenge verboten, irgend welchen Kolonisten Pulver, Blei und Kapseln zu verkaufen.[1] In Limeira erwartete man auch die Kavallerie


  1. Solche Maßregeln gingen aber nicht von dem oben genannten Chef,