Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/198

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das sie lediglich zur Unterbringung unglücklicher Landsleute gemietet haben, waren in jener ganzen Zeit außer meiner großen Familie immer 3 bis 7 Personen da, welche nur aus den Gutthaten dieser Herren lebten; zudem befanden sich auch fast immer noch Kranke in den Spitälern, deren Bedürfnisse von ihnen bestritten wurden. Die Unglücklichen, die ohne diese Hilfe fast oder gar elendiglich umkommen müßten, sind meist solche Leute, welche entweder von gewissenlosen Agenten nur nach Rio de Janeiro, „nach Brasilien“, spedirt wurden und dort stecken bleiben mußten, oder welche den in Europa als glänzend geschilderten Verdienst gar nicht fanden oder, wenn sie auch noch Arbeit fanden, bei derselben nicht bestehen konnten, etc. Nach einem Aufenthalte von fast 2 Monaten, während welcher ich und 5 meiner Kinder ziemlich heftig vom gelben Fieber befallen, aber auch schnell wieder von ihm befreit wurden, nämlich am Abend des 27. Mai, begaben wir uns an Bord des schönen, großen Dreimasters, eines Schnellseglers erster Klasse, „Petropolis“ genannt. Es ist ein sehr gutes französisches Schiff der Paquetlinie Havre-Rio. Am 28. Mai stach es mit uns in die See und legte bei meistens widrigem Wind die ungefähr 2000 Stunden von Rio nach Havre in 44 Tagen zurück; am Abend des 11. Juli kamen wir in der Bucht von Havre an, wo wir wegen der eingetretenen Ebbe bis am folgenden Morgen liegen mußten. Am 12. Juli, ungefähr um 1 Uhr Nachmittags, setzten wir unsere Füße wieder auf festen Boden und hatten viele Ursache, Gott zu danken. Wir hatten eine sehr glückliche Seefahrt hinter uns. Auf dem Schiffe hatten wir (ich rede hier von meiner Familie) einen ziemlich großen und hellen Zwischendecksraum, erfreuten uns einer sehr freundlichen Behandlung von Seite der ganzen Seemannschaft und der übrigen Passagiere (vornehme Brasilianer und eine Schweizerfrau mit Tochter) und genoßen eine recht gute Schiffskost, und jetzt befanden wir uns wieder auf europäischem Boden. Was unsere Seereise gekostet habe, kann ich nicht sagen; die vorerwähnte schweizerische Hilfsgesellschaft von Rio de Janeiro hat sie ganz bestritten;