Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/88

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Mais, Reis und die Bohnen ungesalzen und ungeschmalzen genießen soll?

Was der Kolonist in gesunden Tagen zu thun, und wie er sich behandeln zu lassen habe, ist uns nun meistens bekannt geworden; nur die Abrechnung ist noch nachzuholen. Ehe wir aber dieselbe kennen lernen, wollen wir noch sehen, was für den kranken und verstorbenen Kolonisten gethan wird. Daß es namentlich unter den neu Angekommenen viele Krankheits-, auch mehrere Todesfälle gebe, habe ich schon gesagt, und dies ist nach Allem, das wir nun wissen, auch sehr begreiflich.

In den ersten Tagen unseres (der im Juli 1855 Angekommenen) Aufenthaltes in Ybicaba sagte uns der dortige Direktor Jonas, daß die Fazenda einen Kontrakt mit einem Arzte geschlossen habe, wornach dieser wöchentlich regelmäßig 3 Male die Kolonie besuchen müsse. Diejenigen Kolonisten, welche nun 6 Milreis (Fr. 16. 80 Rp.) zahlen, d. h. sich in ihre Rechnung einschreiben lassen wollen, haben damit diese Gänge des Arztes für 1 Jahr bezahlt; wer es nicht thue und dann doch Besuche des Arztes bedürfe, müsse diese extra bezahlen, und dieses kostet in Brasilien viel Geld. Ein ärztlicher Besuch nach einem Orte, der 1 Legua (1½ Stund) vom Wohnorte des Arztes entfernt ist, kostet in der Regel 10 Milreis, gleich Fr. 28.–, ein Gang von 5–10 Leguas mithin 140–280 Franken. Drei Aerzte, von denen der Letzte einige Monate selbst auf der Kolonie wohnte, versahen dieselbe auf diese Weise bis in die Mitte des September 1856, also von unserer Ankunft an ungefähr 14½ Monate lang. Wer nun von uns auf den genannten Antrag einging, hatte bei der am 31. Juli 1856 geschlossenen Jahresrechnung diese 6 Milreis zweimal in seinem Büchlein, das erste Mal unter dem Datum der ersten Hälfte des Juli 1855, das zweite Mal uner dem bezeichneten Rechnungsdatum. Es waren auch einige Kolonisten, welche von diesem Antrage Nichts wollten und bei dieser Abrechnung doch die 6 Milreis in ihrem Büchlein hatten, und eine Familie wurde mit diesem